Was für eine Moral, was für eine Leidenschaft, was für ein wilder Ritt auf der traumhaften Anlage in Carthausen: Unsere Herren 30 galoppierten am Samstag in einem furiosen Saisonfinale gegen den Lüdenscheider TV von 1899 II zum Derbysieg und krönten nach der erfolgreichen Mission Nichtaufstieg mit einem 4:2-Erfolg eine überaus bemerkenswerte Saison. Aber der Reihe nach!

In den vergangenen Monaten hatte Trainer Timo „Blumi“ Blumberg mit intensiven Einheiten und Mentalcoaching am Tresen aus den lahmen Gäulen der neuformierten Herren 30 energiegeladene Rennpferde geformt. Mehr noch: Der Erfolgs-Züchter und Open-Dauerbrenner vom Gestüt Rieker Grund, dem in seiner beeindrucken Tennis-Vita nur der wichtigste Titel überhaupt fehlt, nämlich der des Pflaumen-August beim hochkarätigen MTC-Pflaumenturnier, hatte sein Team als Vorbereitung auf das Derby gegen das Quartett vom Stadtpark weiden lassen mit den Teilnahmen an den genialen MTC/TCH-Open und an dem herausragenden Members-Cup (Danke an dieser Stelle an Jutta und ihr Team für die fantastische Organisation! Das Turnier ist ganz großes Tennis!). Und in der Woche vor dem Derby griff „Blumi“ tief in die Tennis-Trickkiste: Er gab seinen Schützlingen am Dienstag trainingsfrei, um für den Samstag im Vollbesitz der Kräfte zu sein. Und auch beim mit Spannung erwarteten Line-Up ließ er der Flotte um Kapitän Paul Salnikow und dem 1. Offizier Patrick Rutenbeck freien Lauf. Sein Team sollte dieses große Vertrauen mit dem Derbysieg zurückzahlen.

Weil Bum-Bum-Lars (Meigies) wegen verdienten Urlaubs und auch sein Bum-Bum-Brother Jan nicht zur Verfügung standen, wurde Fabian Raspe ins Team befördert und gleich an Position 1 gesetzt. Das Fohlen der Mannschaft verzauberte im Tennis-Viereck von Carthausen bereits beim Einspielen das Publikum wie einst Wunderhengst Totilas. Geschmeidig, beweglich und mit großer Eleganz tanzte Fohlen Fabi zum 6:1, 6:3-Erfolg, baute nach dem Matchball sogar noch eine Extra-Pirouette ein. Vom Publikum hagelte es Traumnoten. Und die Kiebitze waren sich einig: Mit diesem Auftritt hätte Fabi beim CHIO in Aachen den Nationenpreis gewonnen – und zwar im Alleingang.

An Position 2 wurde es wilder. Bei seinem Team-Comeback nach Verletzung galoppierte Paul los wie beim Pferderennen in Hamburg, führte schnell mit 4:1, um sich dann aber zu verlaufen und den ersten Satz noch im Tiebreak abzugeben. Doch der sympathische Jockey fand zurück in den Sattel, schnappte sich den zweiten Durchgang mit 6:3 und erntete viel Lob, obwohl es im Champions-Tiebreak knapp nicht reichte. Auch an Position 3 reichte es für den MTC knapp nicht. Thomas Sassen spielte zwar gut, sein Gegenüber aber etwas besser – 2:1 für das Team von den Platzregen-Open.

Ihren lahmen Gaul mit der Startnummer 0815 schickte der MTC an Position 4 ins Derby-Rennen. Nach gewonnen ersten Satz (6:2) baute Lars Schäfer im zweiten Durchgang konditionell erwartungsgemäß ab. Sein Gegner zog ihm mental vorübergehend den Stecker, so dass sogar beim Bautz-Festival am Nattenberg kurzzeitig das Licht geflackert haben soll. Doch nach einem Durchhänger bog unsere Nullachtfünfzehn irgendwie doch noch richtig ab und holte das Spiel mit 7:5 nach Hause. 2:2 nach den Einzeln.

Die Entscheidung fiel also in den beiden Doppeln. Es erwies sich als taktische Glanzleistung, dass Patrick Rutenbeck das Einzel ausgelassen und die Lüdenscheider von der Clubterrasse aus analysiert hatte. Zur Taktik gehörte dem Vernehmen auch, den ersten Satz zu verlieren und den LTV von 1899 so in Sicherheit zu wähnen. Dieser mentale Kniff ging tatsächlich auf. An der Seite von Fohlen Fabi übersprang „Paddy“ nämlich im zweiten Satz nun sämtliche Hürden, die von den Gästen gestellt wurden. Unser Duo galoppierte im Eiltempo zum 6:2 im Zweiten und raste dann auf dem Centre-Court mit aller Vehemenz direkt weiter ins Ziel: 10:4 im Dritten! Standig ovations gab es von der vollen Clubterrasse, 3:2-Führung für die MTC-Rennpferde!

Es lag nun an Paul und Lars, den auf dem Silbertablett liegenden Derbysieg nach Hause zu reiten. Der Druck war immens, das merkte man den beiden Warmblütern trotz des mit 6:2 gewonnen ersten Satzes im zweiten Durchgang an. Mit 4:6 ging der zweite Satz verloren. Doch mit der Unterstützung der Fangemeinde gab es noch ein Happy End im alles entscheidenden dritten Satz. Gleich der erste Matchball wurde verwandelt. 4:2! Derbysieg beim Saisonfinale. Das wurde natürlich gefeiert: Viel Wasser mit Hopfen und ein großes Bund Möhren zum Steak für unsere Erfolgs-Fohlen!